Nachhaltiger Weinbau zur Anpassung an den Klimawandel (LIFE VineAdapt)
Der Weinbau ist eine intensive Form der Landwirtschaft, die in naher Zukunft stark von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sein wird. Eine Zunahme der Dürreperioden im Sommer, ein hohes Erosionsrisiko durch Starkregenfälle und die Einwanderung neuer Schädlinge erfordern innovative Lösungen. Wir erwarten, dass ein ökosystembasierter Ansatz, der auf einer erheblichen Zunahme der biologischen Vielfalt und einer verbesserten Bewirtschaftung der Weinberge beruht, die Fähigkeit des Weinbergökosystems natürliche Extreme abzufangen verbessern und das System widerstandsfähiger gegen den Klimawandel machen wird.
Acht Forschungs- und Praxispartner aus Österreich, Frankreich, Deutschland und Ungarn werden vorhandenes Wissen innerhalb und außerhalb der Projektgruppe bündeln, um ressourcenschonende und an den Klimawandel angepasste Weinbergbewirtschaftungspraktiken zu demonstrieren, zu optimieren und zu verbreiten. Hauptziel ist die Erhöhung der einheimischen Biodiversität in Weinbergen, um die damit verbundenen Ökosystemleistungen in Bezug auf Schädlingsbekämpfung, Bodenlebewesen, Humifizierung, Erosionsschutz, Wasserspeicherung und Klimagasreduktion zu maximieren und die Produktion zu sichern. Positive Auswirkungen erhöhter Biodiversität auf Weinpflanzen und Ökosystemdienstleistungen sind offensichtlich, aber der Wissenstransfer in die Weinbaupraxis ist noch nicht abgeschlossen und wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit des Projekts angestrebt. Ressourcenschonende Methoden zum klimabedingten Stressabbau bei Weinpflanzen sind die ressourceneffiziente Düngung sowie die bedarfsorientierte Tröpfchenbewässerung. Die Treibhausgasemissionen werden durch die Verringerung des Düngemitteleinsatzes und der Maschinenüberfahrten reduziert. Durch eine veränderte Bewirtschaftungspraxis der Unterstockvegetation sollen in konventionell bewirtschafteten Weinbergen herkömmliche Herbizide ersetzt werden.
Im Projekt werden 26 Weinberge mit einer Gesamtfläche von ca. 35 ha in Biodiversitätsweinberge umgewandelt, wodurch ein breiter geografischer und klimatischer Gradient abgedeckt wird, der eine Übertragung der Projektergebnisse auf andere Weinbauregionen und -länder ermöglicht. Verschiedene Methoden des Wissenstransfers, die sich an unterschiedliche Interessengruppen richten, sollen das Bewusstsein in allen Projektregionen sowie in anderen Weinbauregionen für die Bedeutung der Anwendung klimaangepasster und biodiversitätsfreundlicher Methoden schärfen und so die Projektergebnisse effektiv in die europäische Weinbaupraxis übertragen.
Projektschwerpunkte
- Arbeitspaket 1: Anlage und Effekte von Biodiversitätsweinbergen
- Arbeitspaket 2: Alternative Methoden des Unterstockmanagements
- Arbeitspaket 3: Alternative Düngungsvarianten
- Arbeitspaket 4: Ressourcenschonende Bewässerung
- Arbeitspaket 5: Transnationale Bewertung von Ökosystemleistungen im Weinberg
Projektgebiet
Deutschland (Saale-Unstrut), Frankreich (Luberon), Österreich (Steiermark), Ungarn (Eger/Tokaj)
Weitere Projektdetails
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Im Arbeitspaket C1 soll durch die Ansaat einer standortgerechten, einheimischen Wildpflanzenmischung aus zertifizierter, regionaler Vermehrung eine naturnahe Vegetation in den Weinberggassen etabliert werden. Wir erwarteten positive Auswirkungen hinsichtlich Vielfalt an Pflanzenarten und Wildbienen, Zunahme an Schädlingsantagonisten, verringerten Bodenabtrag, höhere Bodenfruchtbarkeit, verbesserte Bodenstruktur und Wasserspeicherkapazität. Es ist zu erwarten, dass das Zusammenwirken verschiedener Effekte die Widerstandsfähigkeit des Weinbergökosystems erhöht. Wildbienen und Schädlingsantagonisten sollen dabei als Schlüsselindikatoren für eine erfolgreiche Umwandlung zu Biodiversitätsweinbergen dienen.
Verantwortlich: Hochschule Anhalt

Weinberg bei Denstedt Ende August 2021 (Ansaat Herbst 2020) 
Köppelberg-Nord Ende Mai 2021 (Ansaat Herbst 2019) -
Im Arbeitspaket C2 sollen chemisch-synthetische Herbizidbehandlungen im Unterstockbereich durch ein biodiversitätsfreundlicheres Unterstockmanagement ersetzt werden. Dabei ist ein Vergleich einer mechanischen Bearbeitung, einer Behandlung mit Essigsäure und mit Pelargonsäure geplant. Die Effekte der unterschiedlichen Maßnahmen auf die Vegetation im Unterstockbereich sowie in den Gassen und die Eignung der unterschiedlichen Varianten für eine Ansiedlung typischer Weinberg-Geophyten sollen erfasst werden.
Verantwortlich: Höhere Bundeslehr- und Forschungsanstalt für Landwirtschaft Raumberg-Gumpenstein
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Im Arbeitspaket C3 sollen Alternativen zur flächigen Düngung getestet werden. Geplant ist zum einen ein Vergleich mit einer Unterflurablage direkt an den Rebzeilen und zum anderen ein Vergleich zwischen mineralischer und organischer Düngung. Dabei sollen die Effekte der unterschiedlichen Düngungsvarianten auf die Vegetation, den Boden, die Reben und die Wirtschaftlichkeit quantifiziert werden.
Verantwortlich: Landesweingut Kloster Pforta
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Das Arbeitspaket C4 konzentriert sich auf eine ressourceneffiziente Bewässerung, mit dem Ziel, den dürrebedingten Stress von Weinreben zu reduzieren. In einer Versuchsanlage sollen die Effekte ober- und unterirdischer Tröpfchenbewässerung auf die Reben verglichen werden. Dafür sind u.a. Untersuchungen des Blattwasserpotenzials, des Chlorophyllgehaltes, der Erntemenge und der Traubenqualität vorgesehen. Darüber hinaus sollen auch mögliche negative Effekte der Bewässerung auf die ober- und unterirdische Biodiversität evaluiert werden.
Verantwortlich: Universität Avignon
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Das Arbeitspaket C5 beinhaltet eine ausführliche Bewertung der Ökosystemleistungen in Weinbergen, eine Kosten-Nutzen-Analyse und eine transnationale Überprüfung von Projektindikatoren, die zu einer Gesamtbewertung der Projektwirkungen unter besonderer Berücksichtigung der Anpassung an den Klimawandel führen soll.
Verantwortlich: Landgesellschaft Sachsen-Anhalt


