Beweidungsmanagement und Erfolgskontrolle von Kalk-Trockenrasen im FFH-Gebiet „Tote Täler südwestlich Freyburg“

  • Das Untersuchungsgebiet: Vielfältige Kulturlandschaft

    Das Untersuchungsgebiet: Vielfältige Kulturlandschaft

    Das Naturschutzgebiet „Tote Täler", das flächengleich als FFH-Gebiet "Tote Täler südwestlich Freyburg“ und damit als Teil des europaweiten kohärenten Netzwerkes besonderer Schutzgebiete geschützt ist, stellt einen repräsentativen Ausschnitt des Trockengebietes an Saale und Unstrut dar und ist Teil des Muschelkalk-Plateaus am Ostrand der Naumburger Muschelkalkmulde. Das heutige Erscheinungsbild des Gebietes geht auf eine seit Jahrhunderten stattfindende vielfältige Nutzung mit Niederwaldbewirtschaftung, Beweidung, Wein- und Ackerbau, Streuobstnutzung und Kalkabbau zurück. Auf dem bis 1992 durch militärische Nutzung als Panzerfahrgelände offen gehaltenen Plateau haben sich artenreiche Halbtrockenrasen etabliert. Diese stehen im engen Komplex mit mesophilen naturnahen Laubwaldgesellschaften und den saumartenreichen Trocken- und Halbtrockenrasen mit submediterranen und kontinentalen Elementen auf den angrenzenden Hanglagen. Besondere Bedeutung erlangt der im Gebiet vorkommende Lebensraumtyp des Anhanges I der FFH-Richtlinie "Naturnahe Kalktrockenrasen und deren Verbuschungsstadien" durch großflächige orchideenreiche Ausprägungen mit beispielsweise Spinnen-Ragwurz (Ophrys sphegodes) oder Dreizähniges Knabenkraut (Orchis tridentata), die den Vorkommen im Gebiet das Attribut "prioritär zu schützender Lebensraumtyp" verleiht.

    Die Offenlandbereiche des NSG weisen eine Gesamtartenzahl von ca. 470 Gefäßpflanzenarten auf. Neben individuenreichen Vorkommen von Braunroter Sitter (Epipactis atrorubens), Großes Zweiblatt (Listera ovata), Mücken-Händelwurz (Gymnadenia conopsea), Fliegen-Ragwurz (Ophrys insectifera), Helm- (Orchis militaris) und Purpur-Knabenkraut (O. purpurea) in den Ökotonbereichen sind die offenen Bereiche des Plateaus flächig mit einer überregional bedeutsamen Population der Bienen-Ragwurz (Ophrys apifera) bestanden, die sich in Sachsen-Anhalt an ihrer nordöstlichen Arealgrenze befindet. Aufgrund der ausgeprägten Trockenphasen war die Verbuschung der Weidefläche auf dem Plateau (Rödel) zu Projektbeginn gering: Einzelne Gebüschgruppen von Rosen (Rosa spp.), Weißdorn (Crataegus spp.) und Schlehe (Prunus spinosa) prägen die halboffene Landschaft. Die Trockenrasen auf den Hangbereichen waren dagegen stark durch die vorangeschrittene Verbuschung gefährdet. Das Gebiet besitzt eine besondere Verantwortung für die Erhaltung der vorkommenden FFH-Lebensraumtypen: Der Anteil der FFH-LRTs am Landesbestand ist hoch (25 % LRT 6210*, 29 % LRT 6110*, 50 % LRT 8160*).

    Die Avifauna ist mit 52 Brutvogelarten (16 Arten Anh.I der VS-RL), die Tagfalter- und Widderchenfauna mit 71 Arten bedeutsam (Stand 2018). Eine Population der vom Aussterben bedrohten Rotflügeligen Ödlandschrecke (Oedipoda germanica) bildet das drittnördlichste Vorkommen in Mitteleuropa. Insgesamt kommen 23 Heuschreckenarten im Untersuchungsgebiet vor.

    Bis in das Jahr 2009 war mit Ausnahme des Orchideen-Rundwegs (durchgehend Schafbeweidung durch Trift) durch die Einstellung historischer Bewirtschaftungsformen eine zunehmende Vergrasung, Verfilzung und Verbuschung der wertvollen Offenlandbereiche zu beobachten. Zur Erhaltung und Wiederherstellung eines günstigen Erhaltungszustandes der vorkommenden Lebensraumtypen nach Anhang I und Arten nach Anhang II und IV der FFH-Richtlinie wird seit 2009 die Hochfläche ganzjährig mit Pferden beweidet. Vier der südlich und westlich exponierten Hanglagen der seitlich vom Plateau abgehenden Trockentäler werden seit 2012 von April bis November mit Ziegen bestockt.

  • Projektziele: Erhaltung und Entwicklung eines Hotspots der Biodiversität

    Projektziele: Erhaltung und Entwicklung eines Hotspots der Biodiversität

    Die überregionale Besonderheit des Naturschutz- und FFH-Gebietes „Tote Täler (südwestlich Freyburg)“ ist eine überdurchschnittlich hohe Biodiversität. Gleichzeitig wies das Gebiet jedoch in Teilbereichen hohe Pflegedefizite auf. Ziel des Projektes ist es, weitere dieser ursprünglich offenen Teilbereiche in eine zielführende Nutzung zu überführen, um diese im Hinblick auf die Umsetzung des Netzwerkes Natura 2000 hin zu optimieren.

    Die naturschutzfachliche Erfolgskontrolle soll die langjährige Eignung der o.g. standortangepassten Beweidungsverfahren im FFH-Gebiet evaluieren. Auf naturschutzfachlich hochwertigen Flächen sollen wenig erprobte, aber landesweit umgesetzte Beweidungsverfahren wie die Koppelhaltung von Schafen systematisch getestet werden. Geeignete Managementvarianten zur Erhaltung und Förderung des in Sachsen-Anhalt selten gewordenen Kreuzenzians sollen erprobt und evaluiert werden.

    Darüber hinaus soll eine Sensibilisierung der Bevölkerung für den Naturschutz und Information der Multiplikatoren und Multiplikatorinnen über die Zielstellungen des Naturschutzes durch gezielten Wissenstransfer in die landesweite Praxis erfolgen. Die Organisation und Durchführung ehrenamtlicher Pflegeeinsätze stellt eine Übergangslösung für bisher nicht in eine Nutzung eingebundene wertvolle Offenlandbereiche dar.

  • Standortangepasste Beweidungskonzepte

    Standortangepasste Beweidungskonzepte

    Ganzjahresbeweidung mit Pferden: Auf dem weitläufigen Plateau wurde im Frühjahr 2009 auf einer Fläche von 87 ha eine Ganzjahresstandweide eingerichtet und mit Pferden der Robustrasse Konik Polski besetzt. Die Tiere wirken auf dem verbrachten Halbtrockenrasen der voranschreitenden Verbuschung und der Verfilzung durch Gräser entgegen. Hier kommt vor allem der Winterbeweidung große Bedeutung zu. Die Besatzstärke liegt mit ca. 13 adulten Tieren und mehreren Fohlen im Sommerhalbjahr bei ca. 0,1 bis max. 0,3 GVE/ha.

    Sommerliche Triftbeweidung mit Schafen: Auf den Terrassen und einigen Hanglagen des außerordentlich artenreichen Orchideen-Rundwegs findet (zumindest überwiegend) seit Gründung des NSG 1964 eine Triftbeweidung mit Schafen statt. Aktuell beweidet ein Schäfer mit einer Herde von ca. 200 Schafen die 17 ha großen Flächen.

    Rotationsbeweidung mit Ziegen im Sommerhalbjahr: Die stark verbuschten Hangbereiche auf Naumannsberg, Lissenberg, Altem Weinberg und Hasselberg (insg. 17 ha) werden seit 2012 mit einer Ziegenrotationsbeweidung (2 x 30 Tiere, ca. 0,25 GVE/ha) gepflegt. Der Beweidungszeitraum der acht Teilflächen ist an die Phänologie der jeweils im Schwerpunkt vorkommenden wertgebenden Pflanzenarten, insbesondere der Orchideen, angepasst.

     

  • Naturschutzfachliche Erfolgskontrolle und wissenschaftliche Begleitung

    Naturschutzfachliche Erfolgskontrolle und wissenschaftliche Begleitung

    Der Einfluss der verschiedenen Beweidungsformen auf die vorkommenden Arten und deren Lebensräume wird im Rahmen einer naturschutzfachlichen Erfolgskontrolle regelmäßig untersucht. Es erfolgen Erhebungen auf unterschiedlichen Maßstabsebenen (siehe auch LORENZ et al. 2013).

     

    Räumliche Maßstabsebene

    Indikatoren

    Untersuchungsmethoden

    Landschaftsebene/gesamte Weidefläche (87 ha)Flächenanteil und Verteilung von FFH-Lebens­raumtypen im OffenlandBiotopkartierung
     Ausprägung der Lebensräume und Biotope (Strukturparameter, Bienen-Ragwurz u. a. Orchideen)Rasterkartierung
     Brutvogelbestand des Offen- und Halboffenlandes (Leitarten)Revierkartierungen (nach SÜDBECK et al. 2005)
     Weidetieraktivität (Raumnutzung, Fraßverhalten)Telemetrie, direkte Tierbeobachtungen
    Ebene der FFH-LebensraumtypenParameter zur Vegetationsstruktur: Verbu­schungsgrad, Anteil der Vergrasungszeiger, offener Bodenstellen, Streudecke, Gräser-Kräuter-VerhältnisErfassung auf 75 m x 75 m großen Makroplots (unterteilt in Viertelquadranten)
     Gesamtartenspektrum, ArtenzahlErfassung auf Makroplots
     Artmächtigkeiten der PflanzenartenVegetationsaufnahmen auf 25 m2-Dauerbeobachtungsflächen
    Ebene Arten/ArtengruppenOrchideen: Populationsentwicklung der Bienen-Ragwurz, Spinnen-Ragwurz, Dreizähniges Knabenkraut, Herbst-WendelorchisIndividuen-basierte Erfassung auf 1 m2-Dauerbeobachtungsflächen viermal jährlich (nach KLEIN 2008)
     KreuzenzianVersuch zu Management-Varianten (frühe/späte Mahd, Beweidung)
     Herbst-Wendelorchis, Dreizähniges Knabenkraut, Artmächtigkeiten der weiteren PflanzenartenVersuch zu Koppelhaltung mit Schafen versus Mahd: individuenbasierte Erfassung, Vegetationsaufnahmen, Analyse der Bodenparameter
     Reptilien: Vorkommen und Häufigkeiten Schlingnatter, ZauneidechseErfassung auf der ges. Weidefläche u.a. mit Schlangenbrettern (nach HACHTEL et al. 2009)
     Tagfalter/Widderchen: Vorkommen und HäufigkeitenFlächenhafte Erfassungen mit standardisiertem Erfassungsaufwand auf den Makroplots
     Heuschreckenfauna: Vorkommen und HäufigkeitenErfassung auf den Makroplots mittels Isolationsquadrat (u.a. nach SCHLUMPRECHT & WAEBER 2003)
     Rotflüglige ÖdlandschreckeCapture-Mark-Recapture-Erfassungen

     

    Die Parameter werden mit vorjährigen Daten auf Veränderungen hin analysiert. Bei Verschlechterung des Erhaltungszustandes, gemessen an den Indikatoren, erfolgt eine Anpassung des Beweidungsmanagements durch Änderung der Besatzstärke oder des Beweidungszeitpunktes sowie ggf. ergänzende Pflegemaßnahmen.

  • Effekte der extensiven Ganzjahresbeweidung mit Pferden

    Effekte der extensiven Ganzjahresbeweidung mit Pferden

    Die Analysen zur Raumnutzung der großen Weidetiere auf dem Plateau zeigen, dass die gesamte Weidefläche mit Ausnahme der vegetationsarmen Steinbrüche relativ gleichmäßig zur Futteraufnahme genutzt wird (Abb. 1). Tendenziell weniger genutzt werden nur die von der zentralen Fläche (inkl. Tränke) sehr weit entfernten Randbereiche, die jedoch im Winter in ähnlicher Intensität wie die zentrale Weidefläche genutzt werden. Da die Geländebeobachtungen vor allem in den Wintermonaten einen vergleichsweise erhöhten Gehölzverbiss zeigten, ist in Bezug auf die gewünschten Effekte zur Offenhaltung des Gebietes die Winterbeweidung von maßgeblicher Bedeutung. Weiterhin kam es nicht zur Ausbildung von nitrophilen (Hochstauden-) Fluren infolge Latrinenbildung. Auch die Entwicklung von Weiderasen ist mosaikartig über die Gesamtfläche verteilt und ihre Verteilung dynamisch.

    Das lebensraumtypische Arteninventar als elementarer Baustein zur Bewertung des Erhaltungszustandes des FFH-Lebensraumtyps Naturnahe Kalk-Trockenrasen (6210*) entwickelte sich über den gesamten Beweidungszeitraum (Plateau) positiv. Auf den Vegetationsaufnahmeflächen nahm die Artenzahl von 2009 bis 2018 um im Mittel 10 Arten zu. Auf den Kontrollflächen ist dagegen durch die Verschlechterung der Vegetationsstruktur ein Trend zur Abnahme der Artenzahlen zu verzeichnen.

    Insgesamt kommen auf der Pferdeweide inzwischen 12 Orchideenarten vor. Die Orchideenart, die dort die größte Population bildet, ist die Bienen-Ragwurz (Ophrys apifera). Bei der flächenhaften Erfassung der Individuen im Blattrosettenzustand wurden 2018 ca. 2.700 Individuen gezählt. Im Vergleich zur Erfassung von 2013 (ca. 1.800 Individuen) vergrößerte sich damit die Population deutlich. Bei Analysen, die das Vorkommen und die Entwicklung der Bienen-Ragwurz mit dem Raumnutzungsverhalten der Pferde korrelieren, konnte kein negativer Beweidungseffekt beobachtet werden. Vielmehr sprechen noch weitere Zeichen dafür, dass die Orchideenarten von der Pferdebeweidung profitieren: Seit Beweidungsbeginn 2009 sind auf dem Rödel die in Sachsen-Anhalt seltenen Orchideenarten Bocks-Riemenzunge (Himantoglossum hircinum), Spinnen-Ragwurz (Ophrys sphegodes) und Dreizähniges Knabenkraut (Orchis tridentata) neu aufgetreten und zur Blüte gekommen.

    Neben dem lebensraumtypischen Arteninventar sind nach der FFH-Richtlinie die lebensraumtypischen Habitatstrukturen maßgeblich für die Bewertung des Erhaltungszustandes. Insbesondere die Dominanz von Polykormonbildnern und/oder hochwüchsigen Horstgräsern führt zu einer schlechten Bewertung der Ausprägung des Lebensraumtyps Kalk-Trockenrasen (6210*). Diese Vergrasungsstadien wurden auf dem Rödel maßgeblich durch die Aufrechte Trespe (Bromus erectus), die Fiederzwenke (Brachypodium pinnatum) und den Glatthafer (Arrhenatherum elatius) geprägt. Seit Beweidungsbeginn 2009 sind v.a. bei der Aufrechten Trespe und dem Glatthafer deutliche Rückgänge zu verzeichnen.

    Dementsprechend wurde die Streubildung der Krautschicht, welche die Etablierung konkurrenzschwacher Pflanzenarten hemmt, halbiert. Der Kräuteranteil verdoppelte sich. Durch die Trittwirkung der Weidetiere hervorgerufene ausdehnende offene Bodenstellen sind in Bezug auf Habitatstrukturen für Tiergruppen und konkurrenzschwache Pflanzenarten als positiv zu bewerten. Die im Ausgangszustand vergleichsweise spärliche Gehölzdeckung nahm nur geringfügig zu. Der Dung ist gleichmäßig verteilt (mittllere Deckung 0,1% pro 0,6 ha plot). Die Verfügbarkeit unbehandelten Dungs ist für viele Insekten von existenzieller Bedeutung. So bilden auf den Weideflächen die in der Normallandschaft sehr selten gewordenen Pillendreher und Dungfliegen einen wichtigen Teil der Nahrungsgrundlage für die vorkommenden Vogelarten. Die Punktierte Porenscheibe (Poronia punctata), ein in Sachsen-Anhalt als ausgestorben gegoltener, dungbesiedelnder Pilz, ist auf den extensiven Ganzjahresweiden der Oranienbaumer Heide und der Toten Täler wieder zahlreich vorhanden.

    Der zu Beweidungsbeginn ungünstige Erhaltungszustand (C) des Lebensraumtyps 6210* war ausschließlich auf die schlechte Ausprägung der lebensraumtypischen Habitatstrukturen (Pflegedefizit) zurückzuführen. Durch die extensive, ganzjährige Beweidung mit Pferden konnten die Habitatstrukturen schnell in einen günstigen Zustand (A) zurückgeführt und gleichzeitig das lebensraumtypische Arteninventar erhalten und gefördert werden.

    Wie die Analyse der Daten aus den Erhebungen zu den faunistischen Artengruppen auf dem Plateau zeigte, ist die Anzahl der in den Roten Listen Sachsen-Anhalts (Stand: LAU 2004) geführten Arten vergleichsweise hoch: 6 Vogelarten, 3 Heuschreckenarten, 25 Tagfalter- und Widderchenarten. Die Brutvogel-Zielarten Heidelerche (Lullula arborea), Neuntöter (Lanius collurio) und Sperbergrasmücke (Sylvia nisoria) sind zudem Arten nach Anhang I der europäischen Vogelschutz-Richtlinie. Seit Beweidungsbeginn konnten von der gefährdeten Schlingnatter (Coronella austriaca) 18 Individuen erfasst und ein Reproduktionsnachweis erbracht werden.

    Die mittleren Artenzahlen der Heuschrecken auf den Makroplots betragen 9,6 (2010), 7 (2011) und 10,3 (2012). Die mittleren Artenzahlen der Tagfalter und Widderchen bleiben mit 7,5 (2010), 8,7 (2011) und 8,2 (2012) konstant, wobei die mittleren Individuenzahlen kontinuierlich ansteigen: 58,2 (2010), 70,2 (2011) und 131,7 (2012). Auch die deutschlandweit besonders gefährdete und schützenswerte Berghexe (Chazara briseis) vergrößerte ihren Bestand deutlich.

  • Effekte der extensiven Ziegenbeweidung

    Effekte der extensiven Ziegenbeweidung

    Ziegen eignen sich gut, um Trockenrasen mit stark vorangeschrittenen Verbuschungsstadien in einen günstigeren Erhaltungszustand zu überführen. Als Mischfresser mit geteilter Oberlippe und fakultativer Bipedie decken Ziegen einen Großteil ihres Nahrungsbedarfs durch Verbeißen und Schälen von Gehölzen bis zu einer Höhe von 1,80 m. Während der direkten Tierbeobachtung verbissen die Ziegen 70 % der Zeit Gehölze. Insbesondere Blutroter Hartriegel (Cornus sangiunea) und Wolliger Schneeball (Viburnum lantana) wurden sehr häufig gefressen. Diese Gehölzarten stellten auch den größten Anteil an der Gehölzdeckung auf den untersuchten Hängen. Durch die Ziegenbeweidung im Frühjahr („Naumannsberg“) konnte die Gehölzdeckung am stärksten reduziert werden. Im Mittel wurde die Gehölzdeckung auf allen Weiden nach sechs Beweidungsjahren um 21 % reduziert. Die mittlere Gehölzdeckung des Ausgangszustandes betrug 55 %.

    Das floristische Arteninventar blieb über den Beweidungszeitraum von sechs Jahren (2012 bis 2017) mit insgesamt etwa 40 Arten auf 25 m² stabil. Auch die Differenzierung in ökologische Gruppen machte deutlich, dass die Zielgruppe „Charakteristische (Halb-) Trockenrasenarten“ keine Verluste durch die Beweidung erfuhr. Die untersuchten Orchideenarten zeigten bisher bei Sommer- und Herbstbeweidung stabile Bestände. Bei Frühjahrsbeweidung gelangten die Arten jedoch nicht zur Fruchtreife. Auch wenn die Individuenzahlen bisher +/- kontinuierlich blieben, sollte die Populationsentwicklung weiter dokumentiert werden. Für die seltene Spinnen-Ragwurz (Ophrys sphegodes) erwies sich die Sommerbeweidung als optimaler Zeitpunkt, da die Populationsgröße deutlich anstieg. Ruderalarten etablierten sich ausnahmslos auf den ca. 20 x 20 m großen Lagerflächen.

  • Publikationen

    Publikationen

    2020

    HILLER, G., ELIAS, D., KÖHLER, M., TISCHEW, S. (2020): Förderung der Rotflügeligen Ödlandschrecke (Oedipoda germanica) – Ziegenrotationsbeweidung auf verbuschten Kalktrockenrasen. Naturschutz und Landschaftsplanung 52 (11): 518-523.

    KÖHLER, M., ELIAS, D., HILLER, G., HÖLZEL, N., TISCHEW, S. (2020): Restoration of orchid-rich dry calcareous grasslands by rotational goat pasturing. Tuexenia 40: 201-223. DOI: 10.14471/2020.40.009

    2019

    KÄMMER, G., KÖHLER, M. & TISCHEW, S. (2019) Orchideen. In: Bunzel-Drüke, M., Böhm, C., Ellwanger, G., Finck, P., Grell, H., Hauswirth, L., Herrmann, A., Jedicke, E., Joest, R., Kämmer, G., Köhler, M., Kolligs, D., Krawczynski, R., Lorenz, A., Luick, R., Mann, S., Nickel, H., Raths, U., Reisinger, E., Riecken, U., Rößling, H., Sollmann, R., Ssymank, A., Thomsen, K., Tischew, S., Vierhaus, H., Wanger, H.-G. & Zimball, O. (Hrsg.) (2019): Naturnahe Beweidung und NATURA 2000. Ganzjahresbeweidung im Management von Lebensraumtypen und Arten im europäischen Schutzgebietssystem NATURA 2000. Heinz Sielmann Stiftung, Duderstadt. 2. überarbeitete und erweiterete Auflage: 261-263.

    KÖHLER, M. & TISCHEW, S. (2019): Kalk-(Halb-)Trockenrasen. In: Bunzel-Drüke, M., Böhm, C., Ellwanger, G., Finck, P., Grell, H., Hauswirth, L., Herrmann, A., Jedicke, E., Joest, R., Kämmer, G., Köhler, M., Kolligs, D., Krawczynski, R., Lorenz, A., Luick, R., Mann, S., Nickel, H., Raths, U., Reisinger, E., Riecken, U., Rößling, H., Sollmann, R., Ssymank, A., Thomsen, K., Tischew, S., Vierhaus, H., Wanger, H.-G. & Zimball, O. (Hrsg.) (2019): Naturnahe Beweidung und NATURA 2000. Ganzjahresbeweidung im Management von Lebensraumtypen und Arten im europäischen Schutzgebietssystem NATURA 2000. Heinz Sielmann Stiftung, Duderstadt. 2. überarbeitete und erweiterete Auflage: 113-117.

    2016

    KÖHLER, M., HILLER, G., TISCHEW, S. (2016): Year-round horse grazing supports typical vascular plant species, orchids and rare bird communities in a dry calcareous grassland. Agriculture, Ecosystems & Environment 2016, Volume 234: 48–57. doi:10.1016/j.agee.2016.03.020

    2015

    KÖHLER, M., TISCHEW, S. (2015): Kalk-(Halb-)Trockenrasen. In: Bunzel-Drüke, M.; Böhm, C.; Ellwanger, G.; Finck, P.; Grell, H.; Hauswirth, L.; Herrmann, A.; Jedicke, E.; Joest, R.; Kämmer, G.; Köhler, M.; Kolligs, D.; Krawczynski, R.; Lorenz, A.; Luick, R.; Mann, S.; Nickel, H.; Raths, U.; Reisinger, E.; Riecken, U.; Rößling, H.; Sollmann, R.; Ssymank, A.; Thomsen, K.; Tischew, S.; Vierhaus, H.; Wagner, H.-G. & Zimball, O.: Naturnahe Beweidung und NATURA 2000. Ganzjahresbeweidung im Management von Lebensraumtypen und Arten im europäischen Schutzgebietssystem NATURA 2000. Heinz Sielmann Stiftung, Duderstadt. Gefördert durch: Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz (TMUEN), Bayerischer Naturschutzfonds, Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein: 95-99.

    KÖHLER, M., HILLER, G., TISCHEW, S. (2015): Beweidungsprojekt Rödel/ Tote Täler. In: Baasch, A., Tischew, S. (Hrsg.): Die Offenlandlebensraumtypen Sachsen-Anhalts und deren Management. Tuexenia Beiheft 8: 95-109.

    KÖHLER, M., TISCHEW, S. (2015): Standortangepasste Beweidung auf orchideenreichen Kalk-Trocken- und Halbtrockenrasen im Naturschutzgebiet "Tote Täler". Saale-Unstrut-Jahrbuch 20: 174-187.

    2014

    KÖHLER, M., HILLER G., TISCHEW, S. (2014): All-year megaherbivore grazing in large-scale calcareous grasslands with orchids (Tote Täler). In: Tolvanen, A., Hekkala, A.-M. [eds.]: The 9th European Conference on Ecological Restoration – Abstracts: 78. ISBN: 978-951-40-2481-8.

    SEIFERT, R., LORENZ, A., ELIAS, D., KÖHLER, M., HILLER, G. (2014): Extensive Beweidung mit robusten Rinder-, Pferde- und Ziegenrassen als Instrument zur Renaturierung von Offenlandlebensräumen.In: Mugele, J., Franke, G.H., Schnicke, D. [eds.]: 15. Nachwuchswissenschaftlerkonferenz: Tagungsband, S. 203 – 208. Meine Verlag, Magdeburg. ISBN: 978-3-941305-45-8.

    2013

    KÖHLER, M., HILLER, G.; TISCHEW, S. (2013): Extensive Ganzjahresbeweidung mit Pferden auf orchideenreichen Kalk-Halbtrockenrasen: Effekte im FFH-Gebiet "Tote Täler südwestlich Freyburg" (Sachsen-Anhalt). Naturschutz und Landschaftsplanung 45 (9): 279-286.

 

 

Projektleitung: Prof. Dr. Sabine Tischew
Projektbearbeitung: Dipl.-Ing. (FH) Martina Köhler, M. Sc. Georg Hiller

Projektlaufzeiten: 2009-2011; 2011-2013; 2013-2015; 2017-2021
Gefördert durch: Europa-ELER, ELER-Sachsen-Anhalt, Landesverwaltungsamt Sachsen-Anhalt, Förderperiode 2007-2013; 2014-2020 (23)
Kooperationspartner: Bundesforstbetrieb „Mittelelbe“, Naturstiftung David, Untere Naturschutzbehörde Burgenlandkreis,Arbeitskreis Heimische Orchideen Sachsen-Anhalt e.V., Agrargesellschaft Großwilsdorf mbH,Agrar GmbH Crawinkel